5 Ammenmärchen und 5 Wahrheiten über Digitalisierung
Teil 5

Steffen Bäuerle, Communication Manager
Nach seinem Studium führte ihn sein Weg direkt in die Welt der PR, des Journalismus und der IT. Als zertifizierter Kommunikationsberater war er in Berlin für namhafte IT-Unternehmen im B2B-Umfeld und später als Projektleiter und Referent eines vom Bundesministerium für Wirtschaft geförderten Projekts für mehr IT-Sicherheit tätig. Vor seinem Wechsel zu SoftProject leitete der Diplom-Kulturwissenschaftler in Südamerika ein Deutsch-Kolumbianisches Institut. Seine 15-jährige Berufserfahrung zeichnen ihn als Experten für Digitalisierungsherausforderungen und -lösungen aus.
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„Für die digitale Transformation reichen unsere bestehenden IT-Systeme aus!“
Digitalisierung ist vielseitig. Das verdeutlicht ein im Jahr 2020 vom BITKOM veröffentlichter Leitfaden, der das Reifegradmodell digitaler Geschäftsprozesse in vier Dimensionen fasst.
- Technologie: Diese Dimension umfasst die Technologiebasis, Prozess-Tools und die Systemintegration.
- Daten: Das schließt die Datenerhebung, die Datenbereitstellung und Datenverwendung ein.
- Qualität: Dazu zählen die Prozessbeschreibung, Ausführung und Sicherheit.
- Organisation: die Digitalisierungsstrategie, die Qualifikation und das Change Management.
Hier wird deutlich, dass Systeme wie ERP, CRM, ECM, DMS oder PIM, nur Teilaufgaben leisten können, aber nicht für eine umfassende Digitalisierung ausgelegt sind. Ihr Einsatz ist sinnvoll, wenn es um die Planung, Steuerung und Verwaltung von Ressourcen geht oder darum, Kundenkontakte zu managen, Informationen oder Dokumente zu verwalten oder produktrelevante Daten zu zentralisieren und zu steuern. Als Lösungen für diese speziellen Aufgabengebiete sind sie in zahlreichen Unternehmen unersetzlich – für eine übergreifende Digitalisierung jedoch nicht geeignet, da ihre Möglichkeiten und ihr Funktions- und Schnittstellen-Umfang zu begrenzt sind.

Diese Systeme stoßen schnell an ihre Grenzen, wenn die Lösung erweitert, ein neues Geschäftsmodell ausprobiert, neue Geschäftsfelder erschlossen oder neue Produkte oder Services angeboten werden sollen. Dafür ist eine Plattform nötig, die über weitaus mehr und andere Features verfügt, die nicht nur den Prozess an sich betrachtet, sondern auch dahinterliegende Daten, Regeln und Funktionen und über Adapter an bestehende (Dritt-)Systeme und Cloud-Lösungen angebunden werden kann. Im besten Fall können auch neue Technologien wie das Internet of Things (IoT), Big Data oder Machine Learning erschlossen werden.
Im Fokus von digitalen Geschäftsprozessen und der gesamten digitalen Transformation stehen immer Daten. Nur wem es gelingt, Daten über Schnittstellen aus unterschiedlichen IT-Systemen zu sammeln und für einen reibungslosen, medienbruchfreien Datenfluss aufzubereiten, kann alle Vorteile der Digitalisierung nutzen. Die oben genannten, für bestimmte Teilaufgaben ausgerichteten Systeme kratzen nur an der Oberfläche und lassen tieferliegende Daten brachliegen. Entscheidend ist eine Lösung, die die digitale Transformation ganzheitlich betrachtet: von der Integration bis zum Betrieb, die sich von möglichst vielen Mitarbeitern bedienen lässt – auch von Nicht-IT-Experten – und die darüber hinaus so mächtig ist, dass sie alle Digitalisierungsaufgaben schnell lösen kann.
Genau wie Logistik oder Kundenmanagement spezialisierte Lösungen brauchen, braucht es auch für eine ganzheitliche Digitalisierung eine eigene Lösung.
Dazu zählen auch Branchenlösungen, mit denen Unternehmen ihre Digitalisierungsprojekte beschleunigen können, wie der automatisierte Netzanschlussprozess (Energieversorger), der Prozesse für eine elektronische Schadenabwicklung (Versicherer) oder branchenspezifische Portal- und Self-Service-Lösungen für Sachbearbeiter, Kunden oder Lieferanten. Cloud-Lösungen mit vorgefertigten Bausteinen für Standardprozesse sind oftmals kostengünstiger als individuell entwickelte Lösungen. Dabei können Unternehmen zwischen Private-, Public- oder Hybrid-Cloud-Modellen wählen. Ein hybrides Betriebskonzept hat den Vorteil, dass sich typische Branchenprozesse und Schnittstellen in die Cloud auslagern lassen, während die Anbindung der Back-End-Systeme und unternehmensspezifische Abläufe im eigenen Rechenzentrum, das im Idealfall unter Gesichtspunkten der Informationssicherheit ISO/IEC 27001:2013 zertifiziert ist, betrieben werden können.
Ein Fehler, den Unternehmen hingegen nicht machen sollten, ist, ihr Kernsystem mit steigenden IT-Herausforderungen und -Anforderungen mit individuellen Teil- und Einzellösungen aufzublähen. Ein Wildwuchs entsteht, der sie von mehreren Lieferanten abhängig macht, den Verwaltungs- und Wartungsaufwand erhöht und Innovationsfähigkeit drastisch bremst. Ein übergreifendes Tool, über das sich alle Daten und Prozesse medienbruchfrei steuern, monitoren und je nach Anforderungen skalieren lassen.
Die Wahrheit
Mit der in den Unternehmen bestehenden Standard-Software lässt sich die digitale Transformation nicht meistern. Ebenso wie es für betriebswirtschaftliche Aufgaben, für die Logistik und Lagerverwaltung oder das Kundenmanagement Lösungen gibt, verlangt Digitalisierung nach einer eigenen Lösung. Nur so können Unternehmen alle Digitalisierungspotenziale ausschöpfen, indem sie beispielsweise IT-Systeme, Daten und Menschen in Prozesse integrieren und Innovationsthemen wie Cloud Computing, Machine Learning oder Big Data erschließen.
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